Peru, eine südamerikanische Nation, die reich an Vielfalt ist, wurde von zahlreichen Krisen erschüttert: politisch, gesundheitlich, wirtschaftlich und sozial.
Heute steht das Land vor großen Herausforderungen, die seine tiefgreifenden sozialen Unterschiede verdeutlichen. Zwischen 1980 und den 2000er Jahren stand die peruanische Bevölkerung zwischen den Guerillakämpfern „Leuchtender Pfad“, der Befreiungsbewegung „Tupac Amaru“ und der Unterdrückung durch das autoritäre Regime von Alberto Fujimori. Dieser bewaffnete Konflikt mit fast 70.000 Opfern und Verschwundenen hat über Generationen tiefe Spuren hinterlassen. Betroffen waren hauptsächlich Quechua sprechende Bauern und Bäuerinnen in den zentralen und südlichen Anden (Ayacucho).
Die Gesundheitskrise von 2020 traf auch Peru sehr hart, das trotz strikter Einschränkungen am zweitstärksten von Covid-19 betroffene Land in Lateinamerika.
Seit einem gescheiterten Staatsstreich am 7. Dezember 2022 wird das Land von einer schweren politischen Krise erschüttert. Unter der Präsidentschaft von Dina Boluarte, die Ende 2022 nach der Amtsenthebung ihres Vorgängers Pedro Castillo an die Macht gekommen ist, durchlebt das Land eine turbulente Zeit, die seine innere Spaltung weiter voran treibt. Demonstrationen werden niedergeschlagen, allgemeine Wahlen werden vom Volk ebenso gefordert wie die Auflösung des Parlaments. Ohne Erfolg.
Mehr als einer von drei Peruanern oder Peruanerinnen lebt immer noch unterhalb der Armutsgrenze, obwohl in den letzten zwei Jahrzehnten deutliche Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielt wurden. Vor allem in den Andenregionen sind die sozialen Spannungen nach wie vor groß. Die Landbevölkerung, die überwiegend indigener Herkunft ist, beklagt ihre Marginalisierung und die Gleichgültigkeit der Politik.
Das Ernährungsparadoxon des Landes ist besonders auffällig: Obwohl Peru ein wichtiger Agrarproduzent und -exporteur ist, berichtet die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen, dass etwa die Hälfte der 33 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen unter mäßiger Ernährungsunsicherheit und 6,8 Millionen unter schwerer Ernährungs-unsicherheit leiden. Diese Situation betrifft selbst Kleinbauern und -bäuerinnen, die mit einer doppelten Schwierigkeit konfrontiert sind: unzureichendes Einkommen und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels. Ihre Situation wird durch den Bergbau – das Land ist ein wichtiger Produzent von Kupfer, Silber und Gold – verschärft, der die landwirtschaftlichen Flächen degradiert. Dieser Extraktivismus beeinträchtigt die Rechte der Gemeinschaften, die auf diesem Land leben.
Die ethnische Zusammensetzung des Landes, in dem 55 verschiedene Völker leben, steht in starkem Kontrast zur Machtverteilung. Die „weiße Elite“, die die wirtschaftliche, kulturelle und politische Sphäre beherrscht, setzt diskriminierende Praktiken gegenüber den indigenen Völkern fort und hält ein System des strukturellen Rassismus aufrecht. Diese komplexe soziale Situation offenbart die Dringlichkeit einer Neugestaltung des peruanischen Entwicklungsmodells, das in der Lage ist, seine gesamte Bevölkerung zu integrieren und die Ungleichheiten zu verringern, die das soziale Gefüge des Landes schwächen.




