3 Personen sitzen um einen Tisch, in die Kamera lächelnd
Hermann Pint, Claire Güffens und Christel Kalf im Gespräch

50 Jahre Autonomie der DG

Ein Anlass auf die Arbeit von Miteinander Teilen zurückzublicken!

Ein Anlass auf die Entstehung und Entwicklung von Miteinander Teilen zuückzublicken!

Am 22. Mai hatten wir das große Vergnügen, den ehemaligen Pastor Hermann Pint in unseren Räumlichkeiten begrüßen zu dürfen, einer der Priester, die den Grundstein für das heutige „Miteinander Teilen“ gelegt haben. In einem schönen Moment des Austauschs und der Gemeinsamkeit ließ er uns in seine Erinnerungen eintauchen und teilte mit uns seine Gefühle über die Besonderheit dieser Grenzregion und die Bedeutung der Forderung nach Autonomie. Eine Minderheit, deren Sprache tendenziell unterdrückt wurde, musste um ihre Anerkennung kämpfen. So wurde „Miteinander Teilen“ in der Tradition von „Entraide et Fraternité“ und „Broederlijk Delen“ von drei Priestern (Hermann Pint, Aloys Mertes, Aloys Jousten) als eine Vereinigung gegründet, die bis heute auf dem Gebiet der deutschsprachigen Gemeinschaft agiert.

Gründungsgeschichte

Hermann Pint war der ostbelgische Vertreter der 1962 von den belgischen Bischöfen gegründeten Hilfsorganisation Entraide et Fraternité in Lüttich und Brüssel. Er gründete mit zwei anderen Priestern (Aloys Mertes, Aloys Jousten) 1984 die eigenständige ostbelgische Organissation „Brüderlich Teilen“ mit Sitz in Eupen. „Brüderlich Teilen“ wird somit das für die DG zuständige Regionalbüro von EF und AVE. Schon bald werden wir für unsere bewusstseinsbildende Arbeit von der DG als Erwachsenenbildungsorganisation anerkannt und gefördert. 1992 wird die Vereinigung in „Miteinander Teilen“ umbenannt, „im Sinne der Gleichstellung von Mann und Frau“, so Pint. Hermann Pint war jedoch schon viel früher an Entwicklungshilfe interessiert und auch aktiv. Im Dezember 1971 während der KLJ Studientage in Monschau wurde der KLJ-E-Kreis gegründet, der sich anschließend monatlich traf. In dieser Gruppe wurden die aktuellen Probleme der Entwicklungsproblematik diskutiert. Ein erstes Projekt in Guatemala wurde unterstützt. Als nächster Schritt wurde eine Broschüre mit dem Titel „E-Kreis“ herausgegeben, in der die Erfahrungen der Missionare veröffentlicht wurden und die Arbeit der Gruppe hier vor Ort erklärt wurde. Die 80er und 90er Jahre sind die einer Konsolidierung und weiteren Öffnung.

Bildungsreisen, AGS und vieles mehr

Wichtige Aspekte unserer Arbeit sind die Bemühungen, dass von Armut und Ausgrenzung betroffene Menschen als Akteure einer nachhaltigen Entwicklung angesehen und miteinbezogen werden; die tatsächlichen Ursachen offenzulegen sowie auch die Vernetzungen auf den verschiedensten Ebenen (lokal, national und international) verstärken, um koordiniert vorzugehen und den Forderungen gegenüber den Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik mehr Druck zu verleihen. In der DG bietet MT erste Bildungsreisen zu Partnerorganisationen im Süden an (angefangen mit Seite . 5 Guatemala, Haïti, Indien, Burundi…). Noch in die[sem Jahr hat MT, in Kooperation mit dem Institut für Demokratiepädagogik, 12 Schüler.innen und 2 Lehrpersonen des Robert-Schuman-Instituts bei einer Immersionsreise in Ruanda begleitet. Auch arbeiten wir verstärkt mit Arbeitsgruppen (AGs), in denen auch interessierte Bürger sowie Akteure aus dem sozialen Bereich sich themenbezogen engagieren können, so z.B. Attac DG, weMind. Filmtage, Begegnungsorte, Netzwerk Integration, Netzwerk Süd usw. Es werden – nicht zuletzt durch solche Arbeitsgruppen – zahlreiche Initiativen und Vereinigungen ins Leben gerufen, die z.T. aus dem Gesamtbild der DG gar nicht mehr wegzudenken sind: Wohnraum für Alle z.B., inzwischen von der DG als Soziale Immobilienagentur anerkannt, ist in den 90er Jahren nach einer Bedarfsanalyse im Rahmen der Adventsaktion von Ehrenamtlichen ins Leben gerufen worden. Durch die Projekte der Adventsaktion hält MT immer wieder einen Blick in die sozialen Realitäten in Belgien und in der DG und die Projektträger sind zudem wichtige Akteure in der gemeinsamen Netzwerkarbeit. Eine weitere Kernaktivität die MT (in Kooperation mit dem Viertelhaus Cardijn, der Lupe VoG und der Frauenliga) auszeichnet ist die langjährige Organisation des Frauenerzählcafés in Eupen und der Frauentreffs in der Eifel. Durch die soziale Integration in diesen Frauengruppen und die stattfindenden Animationen wird die Eigenständigkeit der Frauen gefördert, das Selbstbewusstsein gestärkt, ein klares Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung gesetzt und die gesellschaftliche Partizipation gefördert. Regina Werding, ehemalige Mitarbeiterin und heute noch aktive Ehrenamtliche sagt hierzu:

Ein gutes nachhaltiges Beispiel der Erwachsenenbildung durch MT sind zweifelsfrei die Frauentreffs, wo auf einfache Art und Weise Solidarität und gesellschaftspolitische Weiterentwicklung gefördert wird.

Zudem wird die Sensibilisierungsarbeit in (Pfarr-) Gruppen und den Schulen verstärkt, und dies nicht nur zur (Kinder-)Fastenaktion. Punktuelle Animationen, aber auch z.B. ein 3-tägiges Seminar zum Thema Armut & Ausgrenzung, dass wir seit 25 Jahren mit Schülern der Maria-Goretti-Schule durchführen. Mit Blick auf Erwachsenenbildung sagt Christiane Villers, langjährige Mitarbeiterin von MT (1990 bis 2017):

MT ist meiner Meinung nach die einzige Organisation in der DG, die seit ihrer Gründung mit hauptamtlichem Personal Erwachsenenbildung in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Armut/soziale Ausgrenzung in DG/Belgien betreibt und dies konsequent und dauerhaft. Immer ging und geht es darum, entsprechend der Maxime von Joseph Cardijn „SEHEN – URTEILEN – HANDELN“, bestehende (Macht)verhältnisse in unserem Land, in Ländern des Südens und im internationalen Kontext zu hinterfragen und auf Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen hinzuweisen. Ziel ist es, dass Armut, Benachteiligung, Diskriminierung von Menschen entlarvt und an den Pranger gestellt, und möglichst gemindert oder sogar abgeschafft werden. Dieser Einsatz gilt in der Regel nicht einzelnen Personen, sondern Gruppen, wie z.B. Wohnungslosen in Belgien oder Kastenlosen in Indien. Dieses Ziel muss immer und überall ohne Gewalt angestrebt werden, oft jedoch im Bemühen mit den Machthabenden zu kommunizieren, ggfs. zusammen zu arbeiten. Ganz wichtig bei der Formulierung und Umsetzung der Ziele ist die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Benachteiligten, Diskriminierten, Unterdrückten.“

„Durch die wertvolle Arbeit von Miteinander Teilen kommt etwas mehr Gerechtigkeit in die Welt. Das ist mein Anliegen!“

Hermann Pint (Zitat aus der Infoheft-Ausgabe Nr. 100, 2012, S. 5)

Was ist MT für dich? „Etwas „Besonderes“ und „Kostbares“, würde ich jetzt spontan sagen. Etwas „Besonderes“, weil hier Wissen und Erfahrungen – aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet – mit anderen Menschen geteilt werden. Etwas „Kostbares“, weil dieser Blickwinkel in eine Richtung zielt, die in unserem Alltag oft untergeht: Es geht um Menschen in Not (bei uns und anderswo), es geht um die Folgen unseres Konsums, es geht aber auch um Hoffnung und Zuversicht, Dinge anzupacken und zu ändern. MT ist eine bemerkenswerte Form der Erwachsenenbildung, der meine tief empfundene Hochachtung gilt.“

Bernd Lorch (Zitat aus der Infoheft-Ausgabe Nr. 100 in 2012, S. 6)

MT möchte nicht „nur“ die Menschen aus den Ländern des Südens unterstützen, sondern setzt sich kritisch mit den Zusammenhängen, Ursachen, … auseinander und versucht die Menschen hier bei uns dafür zu sensibilisieren.“[…] Wir haben Sensibilisierungsarbeit geleistet und uns selber weitergebildet. Ich habe in der Zeit unheimlich viel gelernt. Dafür bin ich MT sehr dankbar.

Danielle Schöffers (Zitat aus der Infoheft-Ausgabe Nr. 100 in 2012, S. 6)

MT ist für mich eine Organisation, die informiert, sensibilisiert und Bildung fördert und somit Menschen befähigt, selbst aktiv zu werden und nicht in Abhängigkeit zu bleiben, sondern aus starren Systemen auszubrechen.“

Linda Kohnen, (Zitat aus der Infoheft-Ausgabe Nr. 100 in 2012, S. 7):

# 50Jahre Autonomie # Erwachsenenbildung # Geschichte