Margit Meyer

Seit 10 Jahren nehmen sich Eupener und Eupenerinnen zugezogenen Personen oder Familien an, die Hilfe beim Einleben brauchen. Zuhause aufnehmen tun wir sie nicht, aber ihnen Empathie bis Sympathie entgegen bringen (…)

PATENSCHAFTSPROJEKT, EIN INTERESSANTES EHRENAMT?

„Ich denke, es stimmt, dass eine neue Völkerwanderung im Gange ist… Ob es gutgehen oder schieflaufen wird – das liegt in unsern Händen.“

Ganz meiner Meinung!

So in etwa heißt es auch zu Beginn des interessanten „zweistimmigen“ Buches: Unter einem Dach1, in dem der Deutsche Hennig davon erzählt, was ihn befremdet, als er den jungen Syrer Amir in seiner Familie aufnimmt, während Amir mit kritischen Augen die Eigenarten seiner Gastfamilie reflektiert.

Ähnlich wie den beiden ergeht es uns beim Patenschaftsprojekt Hand in Hand der VoE Median: seit 10 Jahren nehmen sich Eupener und Eupenerinnen zugezogenen Personen oder Familien an, die Hilfe beim Einleben brauchen. Zuhause aufnehmen tun wir sie nicht, aber ihnen Empathie bis Sympathie entgegen bringen; ihnen das Gefühl geben, dass sie einen Platz in unserer Mitte haben, ihnen nach Kräften, ohne Zwang, zur Hand gehen, wo sie jemand brauchen, der sich hier besser auskennt. Dieser ehrenamtliche Einsatz bei Migranten ist bei mir inzwischen zum Hobby geworden.

Ich bin davon überzeugt, dass niemand aus Spaß seine Heimat verlässt, eine grausame Flucht auf sich nimmt und sich in einem fremden Land niederlässt, dessen Sprache er nicht kennt, dessen Schrift er vielleicht nicht einmal entziffern kann… . Er wird dazu durch die Umstände – Krieg, Verfolgung…- gezwungen. Asyl suchende Menschen sollten keine Ablehnung erfahren, sondern möglichst schnell das Gefühl bekommen, dass sie uns willkommen sind. Wahrscheinlich fühlen sie sich weniger fremd, wenn man sie auf der Straße erkennt und mit ihrem Namen begrüßt, wenn man sich nach ihrem Befinden und dem ihrer Kinder erkundigt.

Spannend ist es, Menschen aus andern Kulturen kennen zu lernen, wie sie sich kleiden, was sie so essen, wie sie mit ihren Kindern umgehen, was für sie wichtig ist. Das Miteinander mit ihnen ist zwar manchmal komplex, aber auch bereichernd. Spannend zu erleben, wie manche von ihnen es schaffen, in kurzer Zeit das Funktionieren unserer Gesellschaft zu durchschauen.

Mir bedeutet dieses Ehrenamt sehr viel. Ich lerne hinzu: lerne neue Ämter kennen, welche Rechte ein Mieter/Vermieter hat, an wen man sich wendet, wenn man dies oder jenes erreichen will…

Ich erfahre vor allem viel Freundschaft und das nicht nur vonseiten der Personen, die ich begleite und für die ich die Referenzperson werde, wenn irgendwas nicht klappt.

Auch wir Paten unter uns werden zu Freunden: alle sechs Wochen treffen wir uns zur Supervision. Unser Supervisor schlüpft dann in etwa in die Rolle des Amir aus dem oben zitierten Buch, indem er uns veranlasst nachzudenken über eigene Verhaltensweisen oder uns hilft, fremdartige Reaktionen besser einzuordnen. Bei diesen Supervisionen entwickeln wir nach und nach eine Philosophie, die geprägt ist von Respekt und dem Wunsch, uns möglichst schnell überflüssig zu machen.

Margit Meyer
Pensionierte Lehrerin

# Ehrenamt