Eröffnung der Adventsaktion 2022

Hunger nach sozialer Gerechtigkeit!

Seit etwa zwanzig Jahren steigt die Zahl der Menschen, die in Belgien Nahrungsmittelhilfe in Anspruch nehmen, kontinuierlich an und spiegelt die ständig zunehmende Verarmung eines großen Teils der Bevölkerung wider. Nach Angaben der „Concertation aide alimentaire“ des Verbands der Sozialdienste beläuft sich diese Zahl derzeit auf 600 000 Personen (gegen 450 000 in 2020), und angesichts der aktuellen Energie- und Wirtschaftskrise ist nicht mit einer Verbesserung der Lage zu rechnen. In diesem Kontext hallt die Hoffnung auf soziale Gerechtigkeit mehr denn je wider.

Auch wenn die Nahrungsmittelhilfe nach wie vor eine wichtige Hilfe darstellt, damit sich jeder und jede ernähren kann, bleibt sie eine kurzfristige Lösung und zeugt in Wirklichkeit von einem globalen System, das von tiefgreifenden sozialen Ungerechtigkeiten und ungleicher Verteilung des Wohlstands geprägt ist. Die Gesellschaft nutzt sie als institutionalisierte und strukturelle Antwort auf die Ernährungsunsicherheit, obwohl es sich dabei nur um eine Art des Umgangs mit dieser handelt. Damit entledigt sie sich der Verantwortung, eine echte, kohärente Politik zur Bekämpfung von Ungleichheit und sozialer Ausgrenzung zu betreiben, während sie die Verantwortung für ihre Armut den Menschen zuschreibt, die darunter leiden.

Hunger ist jedoch keineswegs ein individuelles Problem. Das Recht auf Nahrung ist zwar in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert, die von Belgien ratifiziert wurde, aber Belgien hat es noch nicht ausdrücklich in seine Verfassung aufgenommen.

Im Rahmen der Adventsaktion 2022 wird Miteinander Teilen – zusammen mit ihrer Schwesterorganisation Action Vivre Ensemble – ihre Arbeit zur Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für diese immer größer werdende Prekarität, insbesondere in Bezug auf Nahrungsmittel, fortsetzen, um einen echten Wandel auf struktureller Ebene zu fordern. Und es gibt viele Ansatzpunkte: eine Erhöhung aller Ersatzeinkommen über der Armutsgrenze, eine Besteuerung, die den Wohlstand besser umverteilt, bessere und billigere öffentliche Dienstleistungen, eine Regulierung des internationalen Handels in Bezug auf Menschenrechte und Lebensmittelqualität,Zugang zu nachhaltigen Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung für alle, und viele andere.

Dieses Jahr werden 109 Organisationen zur Bekämpfung der Armut, darunter 5 in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, unterstützt. Diese setzen sich stets dafür ein, dass alle Menschen ein menschenwürdiges und verantwortungsbewusstes Leben führen können. Denn so wie Lobbyarbeit für eine strukturelle Antwort auf die Hungerproblematik unbedingt erforderlich ist, ist gleichzeitig nicht weniger die Arbeit vor Ort mit den Menschen notwendig.

Am Donnerstag, den 24. November im Pfarrheim in Büllingen sind das Team von Miteinander Teilen, die Kommission der Adventsaktion (ein Gremium, das die unterstützten Projekte auf Grundlage eines Antrags und Kriterien auswählt), Vertreter.innen der 5 Organisationen die in diesem Jahr unterstützt werden, die Vertreterin des Ministeriums der DG im Bereich Armut, ein ÖSHZ-Vertreter aus Amel und Vertreter.innen der Pfarrverbänden in Ostbelgien für die Eröffnung der Adventsaktion 2022 „Hunger nach sozialer Gerechtigkeit!“ einen Vormittag lang zusammen gekommen. Die Vertreterin des Ministeriums hat zu Beginn unter anderem über verschiedene Instrumente der Berichterstattung im Bereich Armut in Ostbelgien gesprochen. Ihr Beitrag hat die Teilnehmer.innen konstruktiv zu vielen Fragen und Anmerkungen angeregt, wie zum Beispiel die Frage wie die Entscheidungsträger in Ostbelgien Armut definieren. Dann hat das Team von Miteinander Teilen das Thema der diesjährigen Adventsaktion präsentiert. Fazit: Man kann die Nahrungsunsicherheit und die Armutsproblematik nicht getrennt voneinander betrachten! Abschließend haben sich die 5 unterstützten Organisationen vorgestellt. Es war ein spannender, belebter und austauschreicher Vormittag – auch in den Pausen, und die Gelegenheit zu hören wie der aktuelle Standpunkt der DG zum Thema ist sowie die Chance für die unterstützten Organisationen ihre Projekte bekannt zu machen, damit die guten Botschaften sich in der Adventszeit multiplizieren und es erfolgreiche Kirchenkollekten werden. An dieser Stelle DANKE an alle Teilnehmer.innen!

# Adventsaktion 2022