Eine Familie vor einem bescheidenen Backsteinhaus

Burundi: ein egalitärer Ansatz als Weg aus der Armut

Nach Angaben der Weltbank und des IWF gilt Burundi als das ärmste Land der Welt. Wie erklärt sich diese Situation in einem Land, in dem mehr als 90 % der Erwerbsbevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt sind? Laut FAO liegt einer der Faktoren, die die Armut der Bauern und Bäuerinnen erklären, in der Ungleichheit der Geschlechter. Porträt einer unserer Partner in diesem Land: ACORD, Speerspitze bei der Gleichstellung der Geschlechter durch die GALS-Methode.

ACORD Burundi ist eine lokale Organisation, die sich seit 1994 für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Bauerngemeinschaften einsetzt. Als Partner von Miteinander Teilen – Entraide et Fraternité im Fünfjahresprogramms 2022-2026, hat ACORD Burundi die Aufgabe, Gleichberechtigung innerhalb der Bauernfamilien zu fördern. Ein entscheidender Kampf in einem Land, in dem die Armut durch die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern verstärkt wird.

ACORD Burundi wendet eine Methode an, die sich seit einigen Jahren in Afrika im Kampf gegen Geschlechterungleichheiten bewährt hat: die GALS-Methode (Gender Action Learning system – pour l’allemand : System des Lernens durch Handeln in Geschlechterfragen).

„Vor der GALS-Methode wurde das Haushaltseinkommen von meinem Mann verwaltet. Er kümmerte sich nicht um die Entwicklung der Familie. Stattdessen verkaufte er fast die gesamte Ernte, um Alkohol zu erwerben und sich mit anderen Frauen zu treffen, während wir uns nicht einmal das nötige Schulmaterial für unsere Kinder leisten konnten. Ich war sehr wütend. Ich konnte mein Leben nicht mehr ertragen.“

Calinie Ntakarutimana, Bäuerin

Die Methode startet damit, zunächst die bestehenden Ungleichheiten innerhalb des Haushalts mithilfe verschiedener Instrumente zu identifizieren, wie z. B. mit dem Gender- Balance-Baum. Dieser Baum untersucht, wer sich um die einzelnen landwirtschaftlichen Aufgaben kümmert, wer den größten Anteil der Einnahmen erhält, wer über die Verwaltung entscheidet, wer am meisten ausgibt und wofür usw.

Die Methode begleitet den Haushalt dann dabei, eine gemeinsame Vision der Lebensbedürfnisse zu entwickeln, die sie in den nächsten drei Jahren erreichen möchten: Schulgeld für die Kinder, ein solides Haus, Erweiterung der Felder usw. Dieser „Entwicklungsplan“ demontiert die Traditionen der Ungleichheit und zeigt, wie wichtig die Beteiligung der Frau ist, um gemeinsame Ziele zu erreichen und die Lebensbedingungen der gesamten Familie zu verbessern.

 Seit Beginn des Fünfjahresprogramms 2022-2026 setzt ACORD die GALS-Methode in der Provinz Rutana, in der südöstlichen Region des Landes, ein. Die Ergebnisse sind vielversprechend.

„Dank GALS werden die Ernten nicht mehr ohne mein Wissen verkauft. Mein Mann trifft keine Entscheidungen mehr, ohne mich zu fragen. Wir legen die Ausgaben gemeinsam fest. Wir haben zum Beispiel Kühe gekauft, um Milch für unsere Kinder zu haben. Als nächstes wollen wir ein solides Haus bauen. Ich bin jetzt beruhigt. Dieses Konzept hat mein Leben und das meiner Familie verändert.“ Calinie Ntakarutimana, Bäuerin

„Seitdem GALS in unserer Gemeinde zum Einsatz kommt, haben die Beschwerden und Klagen über Familienkonflikte deutlich abgenommen und scheinen dank der gerechten Aufteilung von Einkommen und Verantwortung in den Haushalten sogar zu verschwinden“, ergänzt Onésime Nkengurutse, Verwalter der Gemeinde Gitanga.

Pictogramm: Frau und Mann

150 Haushalte erarbeiten einen Entwicklungsplan.

Pictogamm: Frau

95 Frauen bestätigen die faire Mitbestimmung in landwirtschaftlichen Familienbetrieben.

Pictogramm: Familie vor einem Haus

Deutlicher Rückgang familiärer Konflikte.

„Seitdem wir die GALS-Methode anwenden, hat sich meine Sicht auf meine Frau radikal verändert. Ich war oft blind für ihre Bemühungen und habe ihr nicht die Anerkennung gegeben, die sie verdient. Ich habe erkannt, wie sehr mir meine Frau eine wertvolle Partnerin in unserem gemeinsamen Streben nach familiärer Entwicklung und Fortschritt ist. Ich bin stolz auf ihre Stärke.“

Jérôme Ntibazonzika